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Oliver Reiser

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Doktorarbeit in der Chemie - lohnt sich das? [Teil 2]

Oliver Reiser

Die Bekundung der chemischen Industrie, auch nicht promovierte Chemiker einzustellen, entfachte die Diskussion, ob und wer den Weg einer Doktorarbeit beschreiten soll.

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Die Doktorarbeit nur für berufene Forscher?

Nur unter Vorbehalt sollte jemandem die Anfertigung einer Doktorarbeit empfohlen werden, der eine Tätigkeit außerhalb von Forschung und Entwicklung, etwa im Vertrieb oder als Pharma- oder Chemiereferent, sucht. Mittelständische Unternehmen, die keine Entwicklung von neuen Produkten betreiben, werden einen nicht promovierten Chemiker, vor allem wegen der geringeren Gehaltsanforderungen, oftmals bevorzugt einstellen. Auch sollte jemandem, der sich nur unter großen Anstrengungen über die Ziellinie Diplom/Master gebracht hat, von einer Promotion abgeraten werden. Ebenfalls muss man sein Lebensalter im Auge behalten: So gilt für die Einstellung eines promovierten Chemikers in der Industrie als Schallmauer das Alter von 30 Jahren. Doch muss man umgekehrt in der Forschungstätigkeit nicht seine Berufung sehen, damit eine Doktorarbeit sinnvoll wäre.

Die Doktorarbeit bietet auch andere Vorteile für eine spätere Berufstätigkeit außerhalb von Forschung und Entwicklung: Vor allem das selbständige Analysieren und Lösen von neuen Aufgaben und das Überwinden von Problemen wird während der Promotion nachdrücklich gefördert. Diese Fähigkeiten werden auch in Berufsfeldern, die nicht direkt zur Chemie gehören, geschätzt. So stellen Unternehmensberatungen promovierte Chemiker direkt als Berater ein, während von einem Diplom-Chemiker eine Zusatzqualifikation, etwa ein Aufbaustudium in Wirtschaft, für diese Position gefordert wird.

Doktorarbeit ohne Praxisbezug?

Die Doktorarbeit in Chemie fordert die selbständige Bearbeitung eines Problems aus der aktuellen Forschung, oftmals in Kooperation mit anderen Forschungsinstituten oder der Industrie. Neben der eigentlichen Forschungstätigkeit ist daher gleichermaßen Organisations- und Kommunikationstalent gefordert. Darüber hinaus leitet man als Doktorand Studenten niedrigerer Semester in Laborpraktika an, auch das ist genau die Position, die später der promovierte Chemiker in der Industrie gegenüber seinen chemisch technischen Mitarbeitern hat. Der Praxisbezug ist also hoch, weswegen auch stets von der Industrie zwei bis drei Berufsjahre für die Doktorarbeit anerkannt werden: Die Einstellung erfolgt also zu Konditionen des dritten oder vierten Berufsjahres.

 

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