>
Oliver Reiser

www.Chemie-im-Alltag.de

 

Sucralose – ein neuer Süßstoff

von Dipl.-Chem. Daniela Fischer, Universität Regensburg

Die als neuer, revolutionärer Diätsüßstoff gepriesene Sucralose ist eine Organochlorverbindung – eine Stoffklasse, die eigentlich für ihre Giftigkeit bekannt ist.

 

< < < ZURÜCK zum ersten Teil

 

Sucralose (s. Abbildung links, zur Vergrößerung anklicken), auch unter dem Namen Splenda™ im Handel, ist ein in den USA entwickelter und seit 1998 in mehr als 40 Ländern zugelassener Süßstoff. Es handelt sich hierbei um ein Derivat der Saccharose, nämlich um Trichlorsaccharose oder genauer um 1,6-dichloro-1,6-dideoxy-β-D-fructofuranosyl-4-chloro-4-deoxy-α-D-galactopyranosid.

Seit August 2002 läuft das Zulassungsverfahren für Sucralose in den Ländern der EU.

Die süßen Seiten der Sucralose

Die Eigenschaften von Sucralose sind im Vergleich zu den bislang hauptsächlich verwendeten Süßstoffen viel versprechend.

Sucralose

• schmeckt wie Saccharose und hat – anders als Saccharin – keinen bitteren Nachgeschmack
• wird im Körper nicht metabolisiert, das heißt Sucralose passiert unseren Verdauungstrakt, ohne durch Stoffwechselvorgänge verändert zu werden und hat somit also auch keine Kalorien
• ist auch für Diabetiker geeignet, da es keinerlei Einfluss auf Blutzuckerwerte hat
• führt nicht zu Zahnschäden
• ist – anders als Aspartam (Nutrasweet™) – außergewöhnlich hitzestabil und kann auch beim Braten oder Backen verwendet werden
• hat eine hohe Stabilität, auch – anders als Aspartam – in sauren Produkten
• hat eine sehr gute Löslichkeit und Mischbarkeit mit anderen Nahrungsmittelkomponenten.

Die bitteren Seiten der Sucralose

Allerdings werden von verschiedenen Seiten auch Bedenken gegen den Einsatz von Sucralose geäußert:

So fällt als erstes die chemische Struktur ins Auge. Auch wenn der Grundstoff Saccharose ist, handelt es sich bei Sucralose doch um eine Organochlorverbindung. Einige Vertreter dieser Stoffklasse haben aufgrund ihrer Toxizität in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen gesorgt, etwa die Pflanzenschutzmittel DDT oder Lindan (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken).

So wird unter anderem Folgendes kritisiert:

• im Tierversuch traten verschiedene Komplikationen auf (etwa die Vergrößerung von Leber und Niere)
• zu geringe Anzahl an Studien (Sucralose: 19, Saccharin: 2374, Aspartam: 598)
• bis jetzt keine Langzeit-Untersuchungen am Menschen
• wird im Körper in geringem Maße verstoffwechselt, das heißt das Molekül wird gespalten und es entstehen verschiedene Abbauprodukte, wie etwa 1,6-dichlorofructose. Einige dieser Abbauprodukte sind noch nicht hinreichend in ihrer Wirkung auf den Menschen erforscht.
• Die Reinheit von Sucralose beträgt nur 98 Prozent, das heißt zu 2 Prozent sind andere Substanzen enthalten, etwa Methanol oder in Spuren auch Schwermetalle (Blei, Arsen und andere). Manche dieser Verunreinigungen könnten – in größeren Mengen – schädliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben.
• Sucralose und seine Abbauprodukte werden mit Urin und Kot ausgeschieden; die Auswirkungen auf die Umwelt und andere Lebewesen sind unbekannt.
• erste Untersuchungen zeigen eine appetitanregende Wirkung, die nicht sinnvoll im Einsatz für Diäten wäre.

Fazit

Weitere Studien werden erst endgültig klären können, ob von Sucralose eine Gefährdung für den Menschen oder seine Umwelt ausgeht. Aufgrund der geringen Mengen, in denen Sucralose eingesetzt werden muss sowie aufgrund dessen hoher Stabilität könnte dieser Süßstoff ein ernsthafter Konkurrent zu Aspartam – dem meistverwendeten Süßstoff im Bereich der Diätdrinks – werden. Auf Cola light und ähnliche Getränke fallen 70-80 Prozent des gesamten Süßstoffumsatzes, der insgesamt mit einem Umsatzvolumen von 1,5 Milliarden US$/Jahr (1998) zu Buche schlägt. Man darf gespannt sein, ob Sucralose sich ein Stück von diesem süßen Kuchen abschneiden können wird.

 

Artikel zum Thema:
Acomplia - Wunderpille gegen Fettsucht