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Oliver Reiser

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Narkosegas oder Nervengas?

von Prof. Oliver Reiser

Ein "Schlafgas" spielte eine Schlüsselrolle bei der Befreiung der Geiseln im Oktober 2002 in Moskau. Nach wie vor ist unklar, was für eine Substanz genau eingesetzt wurde.

Die Situation war sicherlich so ausweglos wie bei kaum einer anderen Geiselnahme: Mehr als 700 Menschen wurden in Moskau von etwa 50 zum Äußersten entschlossenen Geiselnehmern in einem großen Gebäude festgehalten. Eine Befreiung der Geiseln konnte nur durch das gleichzeitige, blitzartige Ausschalten aller Geiselnehmer gelingen, um die Zündung der im Theater angebrachten Sprengladungen zu verhindern. Der Einsatz eines Betäubungsgases schien die einzige Möglichkeit zu sein, doch wurde im nachhinein klar, dass das verwendete Gas für den tragischen Tod von nahezu allen ums Leben gekommenen Geiseln verantwortlich war.

Die russischen Behörden verbergen die genaue Identität des Gases, sei es, um so dem Vorwurf von Fehlern bei dessen Einsatz nicht ausgesetzt zu sein, oder um eine geheime, für das Militär bestimmte Erfindung nicht preisgeben zu müssen.

Fentanyl – ein Opium-ähnliches Betäubungsmittel

Aufgrund des großen nationalen und internationalen Drucks brach gestern die russische Regierung ihr Schweigen und gab bekannt, dass Fentanyl, ein zu den Opioiden gehörendes und auch in Deutschland zugelassenes Narkosemittel, bei der Geiselbefreihung verwendet wurde. Doch kam sofort der Verdacht auf, dass diese Substanz zumindest nicht als einziges Mittel eingesetzt wurde. Bei den in München behandelten deutschen Geiseln konnte kein Fentanyl im Blut nachgewiesen werden. Auch wirkt Fentanyl nur in sehr großen Dosen schnell genug, um schlagartig alle Geiselnehmer – wie offenbar geschehen – auszuschalten, es sei denn, es wurde in extrem hohen Dosen eingesetzt.

 

> > > WEITER zum zweiten Teil: Naxolon - ein Antidot für Opiate

 

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