>
Oliver Reiser

www.Chemie-im-Alltag.de

 

Narkosegas oder Nervengas?

von Prof. Oliver Reiser

Ein "Schlafgas" spielte eine Schlüsselrolle bei der Befreiung der Geiseln im Oktober 2002 in Moskau. Nach wie vor ist unklar, was für eine Substanz genau eingesetzt wurde.

< < < ZURÜCK zum ersten Teil

Naloxon – ein Antidot für Opiate

Hingegen konnte bei der weiblichen deutschen Geisel das Morphinderivat Naloxon nachgewiesen werden, eine Substanz, die als Gegenmittel bei Opiaten eingesetzt wird. Offensichtlich wurde sie in Russland nach der Befreiung mit diesem Mittel behandelt.

Naloxon bindet wie Fentanyl an den Opiatrezeptor, hat jedoch eine höhere Affinität und verdrängt letzteres daher von den Rezeptoren. Im Gegensatz zu Fentanyl stimuliert jedoch Naloxon nicht die Rezeptoren, so dass die narkotisierende Wirkung ausbleibt.

Auffällig war auch, dass die russischen Soldaten bei der Erstürmung des Gebäudes keine Gasmasken trugen, was ebenfalls auf eine Prophylaxe mit einem Antidot gegen das eingesetze Narkosemittel schließen lässt.

Halothan - ein gängiges Inhalationsnarkotikum

Auch das schon seit den fünfziger Jahren bekannte Narkosemittel Halothan könnte eingesetzt worden sein, und tatsächlich wurde diese Verbindung im Blut der deutschen Geiseln nach Angabe des behandelnden Arztes Thomas Zilker auch nachgewiesen.

Halothan ist eine klare Flüssigkeit (Siedepunkt 50°C), das sich wegen seines niedrigen Dampfdrucks zur Inhalationsnarkose eignet. Die Wirkung von Halothan klingt rasch ab, sodass auch bei längeren Narkosen nach Absetzen des Mittels schon nach rund fünf bis zehn Minuten das Bewusstsein wiedererlangt wird. Da Halothan schwerer als Luft ist, sinkt es jedoch rasch zu Boden und ist daher für einen Einsatz in einem großen Raum wenig geeignet.

 

> > > WEITER zum dritten Teil: Carfentanil – ein Abkömmling von Fentanyl

 

Artikel zum Thema:
Adrenalin - Signal für Kampf und Flucht | Neue Nachweisverfahren für Sprengstoffe