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Die Entwicklung II (1982-heute). Trotz großer Anstrengungen konnte der Bedarf an Insulin durch Gewinnung aus Schweinen und Rindern nicht ausreichend gedecket werden. Hinzu kam die nicht immer optimale Verträglichkeit, denn das tierischen Insulin ist zwar ähnlich, aber eben doch nicht gleich dem menschlichen. Zwar gelang schon 1963 drei Arbeitsgruppen aus Aachen (Helmut Zahn), Pittsburgh (P. G. Katsoyannis) und Shanghai (Chu Wang) die chemische Synthese von Insulin, die für eine Produktion in großem Maßstab jedoch ungeeignet war. Die dänische Firma Novo - heute Novo Nordisk, seit Jahrzehnten eines der führenden Unternehmen in der Insulinentwicklung - bringt 1982 ein humanes Insulin auf den deutschen Markt - weltweit das erste Insulinpräparat, das durch ein semisynthetisches Herstellungsverfahren genau dem menschlichen Insulin entspricht. Auch die Firma Hoechst (heute Sanofi-Aventis) kommt 1983 mit einem humanen Insulin auf den Markt, das semisynthetisch aus Schweineinsulin hergestellt wird. Bereits 1982 kommerzialisiert Eli Lilly das von Genentech entwickelte Verfahren, mit dem durch gentechnisch veränderte Bakterien die Herstellung von Humaninsulin gelang. Nicht nur konnte durch diese drei Verfahren der steigende Bedarf gedeckt werden, endlich stand nun der in allen Eigenschaften mit "natürlichem" Humaninsulin identische Stoff in hoher Reinheit zur Verfügung.
Das Zeitalter der Gentechnik war durch das Insulinverfahren von Lily, mit dem man nicht mehr auf den Verzehr von Schweinfefleisch angewiesen war, eingeläutet. 1984 bemüht sich auch Hoechst um die Genehmigung einer Versuchsanlage in Frankfurt für die Herstellung von humanem Insulin mit Bakterien, doch wird die Betriebserlaubnis vom damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer verweigert. Das Heraufbeschwören von allen möglichen Horrorszenarien durch Gegner der Gentechnik, die vor allem bei den Grünen auch in der Regierung über Entscheidungsbefugnisse verfügten, bedeutete das damalige Aus nicht nur für das Insulinverfahren, sondern für die Gentechnik allgemein. Hierdurch sollte Deutschland den Anschluß an internationale Spitzenforschung auf diesem wichtigen Gebiet für Jahrzehnte - bis in die heutige Zeit - verlieren. Zugelassen war gentechnisch gewonnenes Humaninsulin in Deutschland zwar schon seit 1987 - Eli Lilly produzierte es in Straßburg, das dann nach Deutschand importiert wurde - doch erst 1998 konnte die aus Hoechst hervorgegangene Aventis auch in Deutschland eine gentechnische Anlage in Betrieb nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hoechst das Verfahren dramatisch verbessert. Heute hat gentechnisch gewonnenes Humaninsulin das tierische Insulin fast völlig vom Markt verdrängt.
Insulin heute. Doch noch immer gibt es Probleme zu lösen: Insulin ist ein Peptid, das durch Magensäure und -enzyme zerstört wird. Daher kann man Insulin nicht in Tablettenform schlucken, sondern muss es spritzen, was gerade für Kinder eine große Belastung darstellt. Darüber hinaus schwankt auch der Blutzuckerspiegel je nach körperlicher Anstrengung oder zu sich genommener Nahrung. Menschen, die an Diabetes leiden, mussten daher eine strenge Diät einhalten und regelmäßig den Blutzuckergehalt messen. Neuere Entwicklungen zielen daher einerseits auf inhalierbares Insulin ab, andererseits auf so genannte Depotlösungen, bei denen je nach Bedarf die benötigte Menge an Insulin automatisch aus einem unter der Haut deponierten Vorrat in den Blutkreislauf abgegeben wird. Darüber hinaus erlauben moderne Biosensoren im Taschenformat für jedermann die schnelle Analyse des Blutzuckers, wofür nur noch eine ganz geringe Menge Blut - ein fast nicht merkbarer Einstich im Finger genügt zur Entnahme - benötigt wird.
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Bildquellen
Die forschenden Pharmaunternehmen | Novonordisk