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Oliver Reiser

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PVC (Polyvinylchlorid) - ein Kunststoff mit vielen Gesichtern

von Ute Friedrich

PVC ist der wichtigste Kunststoff für unser alltägliches Leben, hat aber auch seine problematischen Seiten - und nicht nur deshalb, weil der Marder ihre Autokabel anknabbert, da ihm die Weichmacher im PVC schmecken! © Chemie-im-Alltag 2007

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Aufgrund seiner vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten und seiner kostengünstigen Produktion entwickelte sich PVC bis heute zum wichtigsten Kunststoff. 60% des in Deutschland produzierten PVC’s werden in der Baubranche eingesetzt. Fenster, Rohre, Dachbahnen, Kabel und Bodenbeläge, heutzutage ist alles aus PVC. Der Kunststoff wird von Licht und Witterung nicht angegriffen, ebenso ist er widerstandsfähig gegen eine Vielzahl von Chemikalien, verkrustet kaum und seine glatte Oberfläche bietet Bakterien keinen Ansatzpunkt zur Besiedlung. Kabel aus PVC sind unempfindlich gegen UV-Strahlung und Feuchtigkeit; selbst beim Biegen eines erwärmten Kabels bilden sich keine Risse. Deshalb ist PVC der Isolator für den „kleinen“ Haushalt, ebenso wie für Hochspannungsleitungen.

PVC - aus unserem Leben nicht wegzudenken!

Auch in der Medizin ist PVC unersetzlich geworden. Handschuhe, Infusionsschläuche, Bauteile für künstliche Herzklappen, Dialyseeinrichtungen, alles aus dem selben Material. Für Blutbeutel ist PVC sogar der einzig erlaubte Stoff: er ist hitzeresistent beim Sterilisieren, kälteelastisch beim Einfrieren, transparent, er kann zuverlässig verschweißt werden und ermöglicht eine lange Lagerung des Blutes.

Es ist unmöglich alle Einatzbereiche aufzuzählen, da PVC überall, ob nun bewusst oder unbewusst, in unserem Leben vorkommt und wir wie selbstverständlich damit umgehen. Nur noch wenige weitere seien genannt: Haushaltsgeräte, Fahrzeugelektrik und Innenraumausstattung, Computer oder Kreditkarten, täglich nutzen wir Gegenstände aus PVC.

Die problematischen Seiten von PVC

PVC lagert auf großen Deponien, verrottet jedoch nicht, und kann auch von Mikroorganismen nicht zersetzt werden. Deshalb wachsen die Deponien stetig an und man muss die Abfälle einer Wiederverwendung zuführen.

Zum einen wird PVC bei der Müllverbrennung eingesetzt. Sein hoher Energiegehalt gewährleistet die sichere Verbrennung des Restmülls. Dabei kann allerdings die hochgiftige Verbindung 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (2,3,7,8-TCDD), besser bekannt als Dioxin, entstehen. Um dies zu vermeiden muss PVC bei sehr hohen Temperaturen verbrannt werden, und keinesfalls sollte man PVC-Reste im heimischen Kamin entsorgen. Beim Flughafenbrand 1996 in Düsseldorf trat eine starke Kontamination durch Dioxin auf, wofür ein Verschmoren von Kabeln aus PVC verantwortlich gemacht wurde und die Diskussion um die Verwendung von PVC in Gebäuden anheizte. Doch haben Untersuchungen gezeigt, dass Dioxin nur in sehr geringen Mengen bei der Verbrennung von PVC entsteht, und die Dioxinmengen am Düsseldorfer Flughafen auf die Verwendung von alten Dämmstoffen, die polychlorierte Biphenyle (PCBs) enthielten, zurückzuführen war.

Recycling von PVC

PVC kann auch direkt recycelt werden. Sortenreine Abfälle werden gesammelt, gereinigt, zusammen mit ca. 30% frischem PVC eingeschmolzen und neu aufgearbeitet. Durch die Wiederaufbereitung erleidet der Kunststoff keinen merklichen Qualitätsverlust.

 

Quellen
http://www.frey-kunststoffe.ch/Umwelt/Recycling.htm|http://de.wikipedia.org/wiki/|
http://www.hygiene.ruhr-uni-bochum.de/hygiene/dioxin/dioxin-information.html
|
http://www.pvcplus.de/
|http://www.agpu.de/|http://www.asstech.com/de/downloads/newsletter_Weichmacher.pdf|
http://www.pvc.at/d/themen_recycling_pvc.htm
| http://commons.wikimedia.org/wiki/| http://www.oekoeffizienz.at

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