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Der Treibhauseffekt ist eines der gegenwärtig in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft am meisten diskutierten Themen. Als Ursache einer möglichen, durch den Menschen verursachten Klimaerwärmung wird der Ausstoß von Kohlendioxid, verursacht durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe - Erdöl und Erdgas - angeführt. Es wird intensiv nach alternativen Energien gesucht: Solarstrom, Brennstoffzellen, Windenergie oder Wasserkraft zeigen Wege auf, die fossilen Brennstoffe als Energiequellen vielleicht eines Tages ganz zu ersetzen. Eine in Gesellschaft und Politik als besonders populäre Alternative werden Biokraftstoffe, vor allem Bioethanol, diskutiert. So muss seit 2007 der Anteil an Bioethanol am gesamten Benzinverbrauch jährlich steigen (1.2% im Jahr 2007 bis 3.6% im Jahr 2010).
Die Vergärung zuckerhaltiger Früchte zu Alkohol (=Ethanol) wurde schon vor 5000 Jahren im alten Ägypten beschrieben, in der Bibel wird Alkohol bereits im ersten Buch Mose (Gen. 9,18-29) erwähnt. Noch heute wird der in Getränken enthaltene Alkohol durch diesen Prozess hergestellt. Die industrielle Herstellung von Alkohol, der in großen Mengen in chemischen Prozessen als Lösungsmittel oder in der Medizin als Desinfektionsmittel verwendet wird, erfolgt dagegen durch Addition von Wasser (Hydratisierung) an Ethylen, letzteres wird aus Erdöl gewonnen (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken). Da man letztere Reaktion auch umkehren kann, bietet sich also ausgehend von Zucker die Möglichkeit zur Herstellung von Ethylen, das für Kunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, PVC, etc.) ein wichtiger Ausgangsstoff ist. Für Länder wie Brasilien, die über kein Erdöl verfügen und aus Kostengründen auch nicht in dem benötigten Maße importieren können, bietet sich also durch die Verwertung von Zuckerrohr und anderer Biomasse, die Stärke als Zuckerquelle enthalten, ein vom Erdöl unabhängiger Weg zur Kunststoffproduktion.
Doch Ethanol kann auch als Treibstoff für Autos genutzt werden, eine Verwendung, die ebenfalls in Brasilien schon lange etabliert ist. So wird dort typischerweise Benzin mit 25% Ethanol versetzt; mittlerweile sind auch Automotoren entwickelt worden, die mit wesentlich höheren Anteilen an Ethanol betrieben werden können. Bei der Verbrennung von Ethanol wie auch von Benzin entsteht das für die globale Erwärmung verantwortlich gemachte Kohlendioxid, da Bioethanol aber aus pflanzlichen - also regenerativen - Quellen gewonnen wird, für deren Anbau zunächst Kohlendioxid aus der Luft gebunden wird, erhöht also auf den ersten Blick die Verbrennung von Bioethanol die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen nicht und wäre somit klimaneutral.
> > > Teil 2: Bioethanol - eine klimafreundliche Treibstoffquelle?
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