Oliver Reiser

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Diamanten: zukunftsträchtige Geldanlagen? [Teil 2]

Oliver Reiser

Neue Verfahren erlauben die Herstellung von Diamanten aus Graphit in hoher Qualität. Diamanten könnten daher in naher Zukunft deutlich an Wert verlieren.

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Diamantenherstellung – das Hochdruckverfahren

In einer kleinen, luftdichten Kammer, die einen winzigen Diamantsplitter als Kristallisationskeim enthält, erhitzt man Graphit auf etwa 1500 Grad Celsius bei einem Druck von 58.000 Atmosphären in Gegenwart eines Katalysators. Auf diese Weise scheidet sich langsam Diamant am Kristallisationskeim ab, der also kontinuierlich zu wachsen beginnt.

Durch gezieltes Einbringen von Fremdatomen kann man auch die noch selteneren, intensiv farbigen Diamanten erzeugen. Ersetzt man etwa im Diamantgitter ungefähr jedes 20.000ste Kohlenstoff- durch ein Stickstoffatom, erhält man einen gelben Diamanten.

Die Firma Gemesis betreibt gegenwärtig zwei Dutzend solcher Hochdruckzellen, die jede in etwas weniger als dreieinhalb Tagen gelbe Diamanten von etwa drei Karat erzeugt. Der Verkaufspreis von 4000 US$ pro Karat liegt etwa 30 Prozent unter dem eines natürlichen Diamanten in vergleichbarer Größe und Qualität.

Diamantenherstellung – das Niederdruckverfahren

Ein neues Verfahren erlaubt die Herstellung von Diamanten auch bei atmosphärischem Druck. Dabei lässt man durch eine Kammer Methan (Erdgas) und Wasserstoff strömen, die wieder einen kleinen Diamantsplitter, der als Kristallisationskeim dient, enthält. Durch starkes Erhitzen mit Mikrowellen werden die Wasserstoffmoleküle aufgespalten und reduzieren das Methan zu einem Kohlenstoffdampf, der sich langsam am Diamantkeim niederschlägt.

Ein neuer Diamant wächst also an diesem Keim, ganz ähnlich wie man es aus der Kristallzucht aus Salzlösungen schon lange kennt. Durch dieses Niederdruckverfahren können bislang Diamanten bis zu einem Karat erhalten werden, die eine ganz vorzügliche Reinheit aufweisen. Doch auch die Herstellung von sehr viel größeren Steinen erscheint möglich.

Diamanten – eine zuverlässige Wertanlage in der Zukunft?

Gegenwärtig gibt es nur wenige Laboratorien, die künstliche Diamanten in hoher Qualität produzieren können. Alle durch die beschriebenen Verfahren hergestellten Diamanten werden derzeit noch durch eine Lasergravur eindeutig gekennzeichnet, um sie von natürlichen Diamanten zu unterscheiden. Doch ist es meines Erachtens nur noch eine Frage der Zeit, bis überall auf der Welt Anlagen zur Herstellung von Diamanten im Einsatz sein werden.

Diamanten sind keine offizielle Währung, so dass eine Kennzeichnungspflicht nicht besteht, und selbst wenn diese eingeführt werden würde, würde sie wohl vielerorts nicht eingehalten werden. Und man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein im Labor hergestellter Diamant vollkommen identisch und nicht zu unterscheiden von einem natürlichen ist.

Die bisherige Wertsteigerung von Diamanten wurde durch das Diamantenkartell um De Beers konsequent durch Kontrolle von Angebot und Nachfrage gesteuert, die durch eine Beschränkung auf wenige Orte der Erde, an denen DiamaBarrennten ördert werden können, begünstigt wird.

Zur Verlobung habe ich meiner Frau einen Diamantring geschenkt, ein für uns kostbares Geschenk, egal wie der Wert der Diamanten sich in Zukunft entwickeln wird. Doch anders als die Investition in Gold, das man in trotz zahlreicher Versuche in vergangenen Jahrhunderten auch in Zukunft nicht aus Blei herstellen können wird, wäre ich bei Diamanten sehr skeptisch: Sie könnten bald kaum mehr wert sein als die Kohle, aus der sie gemacht werden.

 

Bildnachweis:
Kohle: Public Domain (US House)

Links zum Thema:
Gemesis - Cultured Diamonds | Apollo Diamonds - Nature Perfected