Die Frage, ob man Oxytocin zu einer Liebespille entwickeln könnte, wird heftig diskutiert. Es scheint festzustehen, dass in der Tat Oxytocin das sexuelle Verlangen bei Männern und Frauen steigert. Allerdings müssen die psychologischen und sozialen Randbedingungen stimmen, damit tatsächlich eine Wirkung zu beobachten ist.
Ein erstaunlicher Fall wurde 1994 in Australien berichtet, in der eine Mutter die Milchproduktion in ihrer Brust steigern wollte. Da auch der Milchfluss durch Oxytocin angeregt wird, verschrieben ihr die Ärzte ein das Hormon enthaltendes Nasenspray, und tatsächlich verspürte die Frau etwa zwei Stunden nach Anwendung eine nicht gekannte Lust und erlebte beim daraufhin initiierten Sex mit ihrem Mann den Orgasmus ihres Lebens.
Die Erregung durch Oxytocin schien aber nur in Kombination mit der Pille, die die Frau ebenfalls einnahm, zu wirken. Nachdem sie die Pille absetzte, war die magische Wirkung des Hormons verschwunden. Doch Vorsicht: Zuviel Oxytocin scheint dagegen – vor allem bei Männern – eine Ermüdung hervorzurufen. Oxytocin ist daher auch schon als die Zigarette danach bezeichnet worden.
Psychologen und Philosophen sind beunruhigt, dass man etwas so komplexes wie die Liebe auf einen biochemischen Vorgang reduzieren können sollte. So einfach ist es sicher nicht, doch sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass auch hinter Gefühlen kleine, chemische Moleküle stecken, die unser Verhalten steuern. Die Chemie zwischen zwei Menschen muss eben stimmen, im wahrsten Sinne des Wortes.