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Oliver Reiser

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Lohnt sich ein Chemiestudium?

Oliver Reiser

Ein kleiner Leitfaden für alle, die mit dem Gedanken spielen, Chemie zu studieren.

 

ChemiestudentMitte Oktober fängt das neue Semester an, und viele Abiturienten stehen vielleicht noch vor der Entscheidung, ein Studienfach zu wählen. Vielleicht überlegt der eine oder die andere, Chemie zu studieren, ohne genau zu wissen, was Sie erwartet. Die zwei entscheidenden Fragen, die man sich stellen sollte, sind (1) macht mir Chemie Spaß / liegt mir das Fach und (2) habe ich nach Abschluss des Studiums gute Berufsaussichten.

Chemiestudium - mehr als das Mischen von Substanzen im Labor!


Die Frage, ob Ihnen ein Chemiestudium Spaß macht und Sie hierfür geeignet sind, ist aufgrund der vielen Gebiete und Möglichkeiten innerhalb der Chemie gar nicht so leicht zu beantworten. Zunächst einmal haben Sie in der Schule nur einen sehr eingeschränkten Einblick in die Chemie bekommen, aber zumindest sollten Sie erkannt haben, ob Sie prinzipiell Interesse an Naturwissenschaften und speziell an Chemie haben. Mit Analytischer Chemie, Anorganischer Chemie, Physikalischer Chemie, und Organischer Chemie als Grundfächer und Biochemie, Technischer Chemie und Theoretischer Chemie als Wahlfächer lernen Sie im Grundstudium einiges kennen. In den seltensten Fällen wird man alles gleich gut können, und vor allem macht auch jede Richtung individuell unterschiedlich viel Spaß (ohne es hier im Detail zu verraten, gab es zwei von diesen Richtungen, die mich im Studium größte Überwindung gekostet haben). Wichtig ist also, zumindest eine Richtung zu finden, die einem liegt, und sich dann auch darüber bewusst zu werden, dass man sich eventuell durch andere Bereiche des Studiums durchbeißen muss.

Die Reform des Diplomstudiums: Bachelor / Master

Ein neues Studienmodell trägt der Vielschichtigkeit der Chemie Rechnung (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken). Mussten Sie früher bis zum Diplom, also zehn Semester lang, alle Fachrichtungen mit gleicher Intensität studieren, ist jetzt an vielen Universitäten das Würzburger Modell, ein so genanntes 6+4 Modell eingeführt worden: Sie durchlaufen ein sechssemestriges Basis- bzw. Bachelorstudium Chemie in allen Fachrichtungen, das Sie zum Teil auch im Ausland unter vollständiger Anrechnung der Studienleistungen absolvieren können. Danach treten Sie in ein viersemestriges Vertiefungs- bzw. Masterstudium ein (an der gleichen oder an einer anderen Universität) in einer Fachrichtung Ihrer Neigung entsprechend. Der Schwerpunkt kann in einer der klassischen Bereiche der Chemie der sieben Grundrichtungen gelegt werden (siehe oben), oder in einen interdisziplinären Studiengang wie Medizinische Chemie an der Universität Regensburg - bestehend in der Hauptsache aus Organischer Chemie, Biochemie und Pharmazie - oder auch in einer ganz anderen Richtung wie etwa Betriebswirtschaft mit dem Ziel der Ausbildung zum Wirtschaftschemiker. Das Vertiefungs- bzw. Masterstudium schließen Sie nach dem zehnten Semester mit dem Diplom bzw. Master ab.

Modularisierung = Flexibilisierung

Als wesentlichen Vorteil des Bachelor- / Mastermodells und den darin eingebetteten Modulen sehe ich in der Flexbilisierung des Studiums, wodurch ein Quereinstieg oder auch eine Weiterqualifizierung nach Eintritt in das Berufsleben möglich wird. Vor allem auch außerhalb der naturwissenschaftlichen Fächer, etwa in Betriebswirtschaftlehre oder Jura mit dem Ziel des Wirtschaftschemikers oder Patentanwalts, gibt es attraktive Berufswege, die sich auch noch während des Berufslebens verwirklichen lassen. In den Naturwissenschaften, etwa in der Chemie, ist aufgrund der notwendigen praktischen Ausbildungsabschnitte das Präsenzstudium nicht so ohne weiteres zu ersetzen, aber auch hier zeichnen sich bereits Alternativen ab: So gibt es ein immer größeres Angebot an online Vorlesungen in Chemie - auch meine Vorlesung "Fortgeschrittene Synthesechemie" an der Universität Regensburg ist online belegbar - so dass die Kreditpunkte zumindest für einen beträchtlichen Teil eines Bachelor- oder Masterstudium in Chemie im Fernstudium erworben werden können.

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