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Oliver Reiser

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Vitamin B1: lebenswichtig nicht nur für Babys

Oliver Reiser

Die tragischen Ereignisse um als Babynahrung verwendete Sojamilch, der nicht genügend Vitamin B1 zugesetzt wurde, machen deutlich, wie lebensbedrohlich Vitaminmangel sein kann.

Denken Sie darüber nach, wie viel Vitamin B1 sie zu sich nehmen? Wenn Sie sich ausgewogen mit Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Gemüse ernähren, ist das sicher nicht nötig. Auch Babys, die entweder von der Mutter, die allerdings nicht selbst an Vitamin B1-Mangel leiden darf, gestillt werden oder ersatzweise Kuhmilch bekommen, erhalten ausreichende Mengen von Vitamin B1. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 1,5 mg pro Tag.

Eine zu geringe Menge an Vitamin B1 ist dagegen außerordentlich ernst zu nehmen, da sich nicht einfach nur kurzzeitige Mangelerscheinungen einstellen, sondern es schnell zu irreparablen Schädigungen kommen kann.

Beri Beri und die Entdeckung von Vitamin B1

Schon 1630 beschrieb Jacobus Bonitus eine Krankheit auf Java, deren Symptome sich in einem wackligen Gang mit zitternden Knien, ähnlich dem von Schafen, äußerten. Die Einheimischen nannten diese Krankheit daher Beri Beri ( = Schaf), doch es sollte noch mehr als 200 Jahre dauern, bis als Auslöser hierfür ein Mangel an Thiamin, in unserem Breiten besser bekannt unter dem Namen Vitamin B1, erkannt wurde.

Dr. K. Takaki, medizinischer General der japanischen Marine, erkannte um 1880 einen Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise der Matrosen und Beri Beri. Daraufhin wurde eine Ernährungsweise aus Gemüse, Fisch, Fleisch und Getreideprodukten anstelle von weißem Reis den Seeleuten verordnet, wodurch in kürzester Zeit die Rate an Beri Beri von 40 Prozent auf null in der japanischen Marine zurückging.

Doch vermutete man zu dieser Zeit noch, dass es sich bei Beri Beri um eine mikrobielle Infektion handelte. 1911 isolierte Dr. Casimir Funk, ein junger Chemiker in London, aus ungeschälten Reiskörnern dann ein Amin, das er für den Anti Beri Beri-Faktor hielt. Er nannte diese Substanz Vitamin, verkürzt von vital amine. Doch er hatte sich geirrt, stattdessen hatte er vermutlich Nikotinsäure isoliert, die in keinem Zusammenhang mit Beri Beri steht.

1926 gelang dann die niederländischen Chemiker Dr. B. C. P. Jansen and Dr. W. Donath tatsächlich die Isolation von Vitamin B1 aus Reiskörnern, doch übersahen sie bei der Aufklärung der Substanz, dass sie ein Schwefelatom enthielt und publizierten eine falsche Struktur. Schließlich entschlüsselte Dr. Robert Williams, der schon mehr als 25 Jahre an der Aufklärung des Anti Beri Beri-Faktors arbeitete, an einem Wissenschaftsinstitut in Manila die korrekte Struktur von Vitamin B1, das dann offiziell als Thiamin bezeichnet wurde (zusammengesetzt aus thio für Schwefel und Amin).

> > > WEITER zum zweiten Teil: Die verschiedenen Formen von Beri Beri