Man kennt drei verschiedene Formen von Beri Beri. Trockene Beri Beri äußert sich im Versagen von Nerven in den Beinen, die im Extremfall zu Lähmungen führt. Bei feuchter Beri Beri kommt es zusätzlich zu Herzschädigungen, die sich zunächst in starkem Herzklopfen äußern. Bei infantiler Beri Beri sind die Babys appetitlos und erbrechen die zugenommene Milch. Wenn die Krankheit erst einmal bei Babys ausgebrochen ist, breitet sie sich rasch aus und verursacht innerhalb von Stunden Herzversagen.
Eine zweite, sehr ernst zu nehmende Krankheit, die auf Vitamin B1 Mangel zurückzuführen ist, ist das Wernicke-Korsakoff Syndrom. Vor allem Alkoholiker sind hiervon betroffen, da sie in der Regel sich nicht ausgewogen ernähren und für den Metabolismus im Körper aufgrund des Alkoholkonsums der Bedarf an Vitamin B1 erhöht ist. Da das Wernicke-Korsakoff Syndrom bei Europäern viel häufiger auftritt als bei Nicht-Europäern nimmt man auch genetische Verbindung für den Auftritt dieser Krankheit an. Das Wernicke-Korsakoff Syndrom verursacht Schädigungen in den Augennerven und im Gehirn, wodurch es zu einem irreparablen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses kommen kann.
Vitamin B1 spielt eine wichtige Rolle im Zitronensäurezyklus, der für die Gewinnung von Energie aus Kohlenhydraten notwendig ist. Ebenfalls wird Vitamin B1 ganz offensichtlich für die Funktion von Nerven benötigt, was aber noch nicht im Detail verstanden ist.
Bei der Aufbereitung des Sojarohstoffes zu Sojamilch wird der Vitamin B1-Gehalt drastisch reduziert, so dass es nachträglich wieder zugeführt werden musste. Bei diesem Prozess hatte sich bei der Firma Humana ein Rechenfehler eingeschlichen, so dass bei Anwendung einer neuen Rezeptur nur ein Zehntel der benötigten Menge an Vitamin B1 zugesetzt wurde. Auch bei nachfolgenden Lebensmittelanalysen wurde der zu geringe Vitamin B1-Gehalt nicht bemerkt, was dann zu den tragischen Todesfällen zweier Babys in Jerusalem führte.
Von der Lebensmittelindustrie und von Behörden wurde nach den tragischen Vorfällen in Israel sehr schnell versichert, dass aufgrund der strengen Kontrollen, die für neue Rezepturen von Lebensmitteln vorgeschrieben sind, eine ähnliche Katastrophe in Deutschland undenkbar wäre. Renommierte Hersteller von Babynahrung unterhalten zudem eigene Forschungs- und Entwicklungszentren, die hohe Qualitätsstandards sicher stellen. Dennoch fällt auf, dass Humana eine deutsche Firma ist und auch die Analyse der Sojamilch in deutschen Lebensmittellaboren durchgeführt wurde, allerdings wurde nicht auf dem Gehalt von Vitamin B1 getestet.
Deutlich sollte geworden sein, wie schwerwiegend scheinbar geringe Fehler im chemischen und pharmazeutischen Bereich für Menschen sein können. Die jetzt in der Politik geführte Diskussion, als Sparmaßnahme bestimmte naturwissenschaftliche Studiengänge zu verkürzen oder gar ganz aus den Universitäten herauszunehmen, könnte dazu führen, dass aufgrund mangelnder Ausbildung schwerwiegende Lebensmittelzwischenfälle wie dieser kein Einzelfall bleiben.