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Eine schon angesprochene Problematik ist ohne Zweifel die Begrenzung der Preisträger auf drei pro Jahr in einem Fach. Einerseits ist die dahinter steckende Absicht gut, denn man will den Nobelpreis als alle anderen Preise überragende Auszeichnung für einen ganz kleinen Kreis von Wissenschaftlern reservieren. Andererseits kommt es aber heute in den seltensten Fällen zu singulären, bahnbrechenden Entdeckungen. Meistens kommt der Fortschritt auf einem Gebiet graduell, und nicht dank zuletzt der schnellen, weltweiten Verbreitung von Forschungsergebnissen, die den Stand der Technik wiedergeben und allen zugänglich machen, entstehen ähnliche Ideen in verschiedenen Laboratorien zur selben Zeit. Wer den entscheidenden Mosaikstein in einem großen Puzzle legt, ist oftmals schwer auszumachen. Wenn man dann auch noch, wie 2002 geschehen, zwei grundlegend verschiedene Analysemethoden und insgesamt drei verschiede Verfahren auszeichnet, ist ein Streit vorprogrammiert.
Eine Lösung für die Vergabe des Nobelpreises 2002 hätte also sein können, das auszuzeichnende Gebiet einzuengen. Man hätte etwa Kurt Wüthrich, Professor an der ETH Zürich, für seine bahnbrechenden Beiträge zur NMR-Spektroskopie von Biomolekülen, nicht auszeichnen können. Hatte er den Nobelpreis verdient? Die eindeutige Antwort: ja, ohne Zweifel. Doch hätte man Wüthrich schon 1991, als das Gebiet der NMR-Spektroskopie mit einem Nobelpreis bedacht wurde, ehren können. Schon damals wurde Wüthrich als Nobelpreiskandidat gehandelt, und, ohne die Verdienste des damaligen, hoch verdienten Nobelpreisträgers Professor Richard Ernst, ETH Zürich, im geringsten schmälern zu wollen, wäre eine Teilung des Preises möglich und gerechtfertigt gewesen.
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