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Oliver Reiser

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DDT - Fluch oder Segen?

Oliver Reiser

Neue Fälle von Pest in Indien ließen vor kurzem den Ruf nach dem Einsatz von DDT wieder laut werden. Gleichzeitig wird von Umweltorganisationen ein weltweites Produktionsverbot gefordert. © Chemie-im-Alltag 2002.

 

Stellen Sie sich einmal vor, eine schwere Krankheit würde in Deutschland und Österreich ausbrechen, von der jeder einzelne, etwa 100 Millionen Menschen, betroffen wäre. Jeder siebte, insgesamt 15 Millionen Menschen, sterben im Verlauf von 15 Jahren an dieser Krankheit, also etwa alle Menschen in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Essen, Dortmund, Stuttgart, Düsseldorf, Bremen, Duisburg, Hannover, Leipzig, Nürnberg, Dresden, Bochum, Wuppertal und Wien.

Man hätte die Krankheit wirkungsvoll bekämpfen und alle Menschen retten können, wenn man gegen den Überträger der Krankheit - Mücken - konsequent mit einem hochwirksamen Insektizid namens DDT vorgegangen wäre. Da dieses Insektizid jedoch im Verdacht steht, die Brut von Wildvögeln zu gefährden, haben internationale Umweltorganisationen, vor allem aus Indien und Ceylon, dessen weltweites Produktionsverbot erwirkt, in vollem Bewusstsein über die Auswirkungen für die Menschheit.

Utopie oder Wirklichkeit?

Klingt das von mir gezeichnete Szenario wie eine Utopie, die sich nie ereignen könnte? Mitnichten! Die noch junge und aktuelle Geschichte des Insektizids DDT, oder exakt ausgedrückt des Dichlordiphenyltrichlorethans, könnte in der Tat auf obiges Bild passen. Nur die Geographie muss verändert werden: die Krankheit bricht in Indien und Ceylon aus, die Umweltorganisationen haben Ihren Sitz in Europa und Nordamerika. Die Krankheit, um die es sich handelt, ist die Malaria, an der bis zur Einführung von DDT jedes Jahr hunderttausende Menschen gestorben sind.

> > > WEITER zum zweiten Teil: DDT - Aufstieg und Fall

Bildnachweis:
Anopheles Mücke: Janice Carr (PHIL; Public Domain)

Links zum Thema:
Wikipedia: DDT

Artikel zum Thema:
FCKWs und das Ozonloch | Der Treibhauseffekt aus chemischer Sicht