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Durch den Kontakt von Lebensmitteln, vor allem von heißen Flüssigkeiten wie erhitzter Milch, können die Polymerketten im Polycarbonat teilweise aufbrechen und BPA-Moleküle herauslösen, die so in unsere Nahrung gelangen. Doch haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass auf diese Weise relativ geringe, als unbedenklich eingestufte Mengen BPA freigesetzt werden. Dennoch wird etwa Campern geraten, den Inhalt ihrer Konservendose in einen Topf umzufüllen, um ihn erst dann zu erwärmen.
Dagegen scheint das Erhitzen von Produkten aus Polycarbonat, etwa von Babyflaschen, in der Mikrowelle unverhältnismäßig hohe Mengen an BPA herauslösen. Da durch die Mikrowellenstrahlung in dem zu erhitzenden Gegenstand an einzelnen Punkten extrem hohe Temperaturen erzeugt werden können, erscheint es plausibel, dass durch eine starke, örtliche Überhitzung einzelne Polymerstränge besonders effektiv zerstört und erhöhte Mengen an BPA buchstäblich aus dem Polycarbonatgefäß herausgeschlagen werden können.
Konsequenterweise sollte man daher grundsätzlich keine Behälter aus Polycarbonat in der Mikrowelle erwärmen, Babyflaschen aus Glas (s. etwa Abbildung oben) sind hier die bessere Alternative.
Bevor Sie jetzt jedoch Ihr Mikrowellengeschirr aus Kunststoff wegwerfen: Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff! Einige Anbieter stellen ihr für den Mikrowellengebrauch empfohlenes Geschirr nicht aus Polycarbonat sondern aus Polyetherimid (PEI) her, wie uns etwa die Firma Tupperware für Ihre Produkte mitteilte. Polyetherimid (PEI) ist eines der Hitze- und UV-beständigsten Polymere, die man kennt. Es wird unter anderem Innenräumen von Flugzeugen aufgrund dessen hohen thermischen Stabilität verwendet, und auch in der Medizin - etwa als Membranen für Hauttransplantationen - wird es aufgrund seiner proteinabweisenden und blutverträglichen Eigenschaften erprobt. PEI ist ein Polymer, das aus den Grundbausteinen Bisphtalimid und BPA besteht. PEI enthält also auch BPA, warum sollte das jetzt anders sein als bei Polycarbonat werden Sie sich vielleicht fragen. Der Unterschied liegt in der chemischen Verknüpfung: Anders als bei Polycarbonat, das eine recht reaktive Carbonylgruppe enthält als idealen Angriffpunkt für Hydrolysereaktionen unter Freisetzung von BPA, ist in Polyetherimid das BPA, wie der Name schon andeutet, über eine Etherbindung verknüpft. Hiermit reagieren sogenannte Nucleophile, etwa heißes Wasser, um viele Größenordnungen schlechter, so dass eine Hydrolyse nicht eintreten kann.
Man sollte sich also genau informieren, was für Plastikbehälter man in die Mikrowelle stellt. Leider geben Hersteller in der Regel als Material für ihr Mikrowellen geeignetes Geschirr einfach nur Kunststoff an, wie eine - sicher nicht umfassende - Recherche im Internet von uns ergeben hat. Unverständlch ist insbesondere, warum die Hersteller von hochwertigem Mikrowellengeschirr, etwa aus PEI, dies nicht klar darstellen. Ein wenig Chemie tut doch nicht weh, und bei Verständnisproblemen gibt es den Fragenservice hier im Portal.
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