Oliver Reiser

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Haarige Reaktionen – die Chemie auf unseren Köpfen [Teil 2]

von Verena Niebler

Prächtige Haare - die Chemie macht's möglich!

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Wer sich mit den von Mutter Natur verteilten Melanin-Pigmenten nicht zufrieden geben will, sollte einen genaueren Blick auf die Inhaltsstoffe der Haarfärbemittel werfen, von denen man mittlerweile in jedem Supermarkt eine erstaunliche Vielfalt angeboten bekommt. Zunächst einmal muss man sich darüber im Klaren sein, dass es Unterschiede zwischen temporären, semipermanenten und permanenten Farbstoffen gibt.

Temporäre, semipermanente und permanente Farbstoffe

Temporäre Farbstoffe lassen sich durch Wasser leicht wieder entfernen, da die Farbteilchen nur locker außen an der Schuppenschicht (6 bis 10 Lagen einander dachziegelartig überlappende Keratin-Plättchen) haften. Für diese Art der Färbung sorgen wasserlösliche, synthetische, organische Farbstoffe oder Pigmente.

Semipermanente Farbstoffe dagegen werden von Wäsche zu Wäsche stufenweise mehr oder weniger schnell abgeschwächt. Die Farbstoffteilchen haften fester an der Haaroberfläche und dringen auch etwas in die Schuppenschicht ein. Dies gewähren vor allem direktfärbende Farbstoffe, wie z.B. aus der Wollfärberei oder bestimmte andere synthetische Farbstoffe, ebenso die heute seltener verwendeten Metallsalz-Haarfarben und pflanzliche Haarfarben. Einige Metallsalz-Haarfarben wurden wegen Gesundheitsgefährdung bereits verboten. Pflanzliche Stoffe verloren im Laufe der Zeit an Bedeutung, nur Henna wird heute noch verwendet. Die Henna-Farbe ist nicht ganz reibecht, wenig lichtbeständig und das Farbergebnis hängt im Farbton sehr von der Naturfarbe des Haares ab.

Permanente Haarfärbungen überstehen nahezu beliebig viele Shampoo-Waschungen; die Farbteilchen werden dabei nicht nur in der Schuppenschicht, sondern auch im Inneren der Faserschicht eingelagert. Dauerhafte Färbungen mit großer Farbvariation und guter Lichtechtheit liefern die sogenannten „Oxidationshaarfarben“, die folgendermaßen ihre Wirkung entfalten: Kleine, meist farblose Farbmittelvorprodukte („Farbbasen“) dringen durch die im alkalischen Medium aufgequollene Schuppenschicht in das Haarinnere ein und werden dort zu fest im Haar eingelagerten Pigmenten oxidiert. Die so erzielte Färbung ist fast unbegrenzt haltbar – bevor man sich aber zu früh auf ewige Farbfrische freut, darf man nicht vergessen, dass der nachwachsende Haaransatz logischerweise die natürliche Haarfarbe zeigt.

 

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