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Die Entdeckung (1929). Wir verdanken Penicillin einem Zufall: Der Schimmelpilz Penicillium Notatum hatte sich auf einer Agarplatte angesiedelt, auf der Biologe Alexander Fleming das Bakterium Staphylococcus Aureus gezüchtet hatte. In der Umgebung des Pilzes hatte sich ein Bereich gebildet, in dem keine Bakterien mehr wuchsen. Fleming deutete diese Beobachtung sofort richtig, nämlich dass der Pilz eine anibakteriell wirkende Substanz produziert, die er Penicillin nannte.
Die Entwicklung (1939). Fleming sollte es nicht gelingen, das nur in sehr geringen Mengen in dem Schimmelpilz enthaltene Penicillin zu isolieren. Dies schafften erst zehn Jahre später der Pathologe Howard Walter Flory und der Chemiker Ernst Boris Chain, wodurch die ersten Versuche an mit Streptokokken infizierten Mäusen möglich wurden, die die starke antibakterielle Wirkung von Penicillin belegten. Mit dem ersten dokumentierter Einsatz an einem Menschen im Jahre 1941 durch den Arzt Charles Fletcher begann eine antibiotische Revolution. Penicillin galt als Wundermittel im zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit gegen Syphilis oder stark infizierte Kriegsverletzungen. Auch nahm Penicillin den Erregern von Meningitis oder Lungenentzündungen ihren Schrecken. In den folgenden Jahrzehnten besiegten Antibiotika weltweit die Pocken, Tuberkolose und viele weitere bakteriell ausgelöste Krankheiten, die für die meisten von uns nur noch Bedrohungen aus einer längst vergangenen Zeit darstellen.
Die Bedeutung von Antibiotika für die Menschheit. Durch die Entwicklung von Penicillin und Folgepräparaten ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen um 10 Jahre gestiegen. Leider hat sich eine trügerische Sicherheit vor baktieriellen Infektionskrankheiten aufgebaut: Aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit von Bakterien entwicklen sich schnell Resistenzen gegen eingesetzte Antibiotika, so dass beispielsweise die Penicilline schon in vielen Fällen unwirksam sind. Bakterien gibt es seit mehr als 3 Milliarden Jahren auf der Welt, und es wird sie auch dann noch geben, wenn die Menschheit schon ausgestorben sein wird. Damit wir den Kampf gegen die Bakterien nicht zu früh verlieren, ist die Entwicklung neuer Antibiotika - etwas, was in den letzten 20 Jahren stark vernachlässigt wurde - von größter Wichtigkeit. Das Auftreten von neuen Erregern wie SARS zeigt deutlich, dass der Kampf gegen Infektionskrankheiten nie zu Ende gehen wird. Die Entwicklung von neuen Antibiotika ist daher dringend nötig, schon jetzt gibt es Bakterienstämme, etwa die in Krankenhäusern gefürchteten MRSA-Keime, gegen die praktisch keine Antibiotika mehr wirksam sind. Ebenso wichtig ist aber auch der verantwortunsvolle Umgang mit Antibiotika, die weder zur reinen Vorbeugung eingesetzt werden, noch bei einer notwendigen Behandlung zu früh abgesetzt werden dürfen, damit sich keine resistenten Keime entwickeln können. Unablässlich sind daher stets Untersuchungen durch ein kompetentes analytisches Labor um festzustellen, ob überhaupt eine baktierielle Infektion vorliegt und falls ja, die genaue Art der Bakterien zu bestimmen, um eine zielgerichtete Bahandlung - nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jedes Bakterium - zu ermöglichen.
Die Auszeichnung. Alexander Fleming, Howard Walter Flory und Ernst Boris Chain erhielten für die Entdeckung des Penicillins und seiner Heilwirkung bei verschiedenen Infektionskrankheiten 1945 den Nobelpreis für Medizin.
Bildquellen
Wikimedia Commons
| Public Health Image Library
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