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Die Entdeckung (1971/1976). Die Geschichte von Cyclosporin begann wenig erfolgsversprechend: Isoliert bei Sandoz im Jahre 1971 aus dem Pilz Tolypocladium inflatum wurde es zunächst als potentielles Antibiotikum untersucht, aufgrund seiner nur begrenzten Wirkung verlor man jedoch rasch das Interesse daran. In den folgenden Jahren wurde jedoch die immunosuppressive Wirkung von Cyclosporin erkannt, eine Entdeckung, die dem Immunologen Jean Francois Borel zugeschrieben wird, obwohl auch andere Wissenschaftler der Sandoz, vor allem der Pharmakologe Hartmann F. Stähelin, hierauf einen Anspruch stellten.
Die primäre Wirkung. Cyclosporin bindet an Cyclophilin, ein Protein des Cytosols, wodurch die zu den weißen Blutkörpern gehörigen T-Lymphozyten gehemmt werden. T-Zellen sind für die Abwehr von körperfremden Substanzen zuständig, wie etwa von mit Viren infizierten Zellen oder von Tumorzellen, aber eben auch von fremden Organen, die bei einer Transplantation eigentlich Leben retten sollen.
Der Siegeszug von Cyclopsorin. 1976 wurden erste Studien an Menschen durchgeführt, aufgrund der schlechten Absorption des Wirkstoffs durch direktes Schlucken wurden die Versuche jedoch rasch wieder eingestellt. Alternative Darreichungsformen wurden entwickelt, die 1977 Borel und Stähelin im Selbstversuch erfolgreich testeten. Weiterhin wurde erkannt, das die Kombination von Cyclosporin mit Steroiden die Wirkung weiter verbesserten und Nebenwirkungen verminderten. 1983 wurde Cyclosporin in der Transplantationsmedizin von den Behörden zugelassen, heute wird es zu über 90% Patienten nach einer Organtransplantation verschrieben.
Organtransplantationen heute. Organtransplantationen gehören heute zum Standard der modernen Medizin: weltweit wurden bislang mehr als 470000 Nieren, 80000 Lebern und 50000 Herzen verpflanzt. etwa 65% der Patienten leben fünf Jahre und länger nach einer Transplantation mit steigender Tendenz. Leider warten sehr viel mehr Menschen auf eine Transplantation als Spenderorgane zur Verfügung stehen: Das Unbehagen vieler, sich als Organspender zu registrieren, ist sicher nachvollziehbar. Niemand sieht gern der Situation seines Todes ins Auge, und - trotz hervorragender rechtlicher Bestimmungen - ist auch die meines Erachtens unberechtige Sorge vor Mißbrauch nicht aus den Köpfen vieler wegzubekommen. Doch würden SIe nicht umgekehrt alles dafür geben, im Notfall ein lebensrettendes Organ für sich oder einem Angehörigen Ihrer Familie zu erhalten? Weitere Informationen und online Registrierung ist bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) möglich. In meiner Brieftasche hat schon seit Jahren einen Organspenderausweis seinen festen Platz.