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Oliver Reiser

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Nobelpreis 2007 für Chemie

von Oliver Reiser

Prof. Gerhard Ertl aus Berlin erhält den diesjährigen Nobelpreis. Damit wird bereits zum dritten Mal seit 2000 das Gebiet der Katalyse mit dem höchsten Preis der Chemie ausgezeichnet. © Chemie-im-Alltag 2007.

Moleküle sind auch nur Menschen. Sie miteinander zur Reaktion zu bringen bedarf oft eines Heiratsvermittlers oder eines Katalysators, was zumindest in der chinesischen Sprache das Gleiche bedeutet. Besonders effektiv verlaufen katalytische Prozesse an Oberflächen von Metallen und Metallsalzen ab, so garantieren Katalysatoren im Auspuff des Autos - im Wesentlichen Platin - die sekundenschnelle Umwandlung der für Mensch und Umwelt hochgiftigen Abgase Kohlenmonoxid und Stickoxiden in Kohlendioxid und Stickstoff.

Katalyse an Oberflächen - heterogene Katalysatoren

Die außerordentlich hohe katalytische Wirkung von Metallverbindungen auf Oberflächen - als heterogene Katalysatoren bezeichnet im Gegensatz zu in Lösung befindlichen Metallverbindungen, so genannten homogenen Metallkatalysatoren - wird seit langem für viele wichtige industrielle Verfahren genutzt. Die genaue Funktionsweise solcher Katalysatoren ist jedoch vielfach noch nicht verstanden, wodurch auch deren gezielte Entwicklung nur begrenzt möglich ist und oftmals dem Suchen nach einer Stecknadel im Heuhaufen gleicht. Die Arbeiten von Prof. Ertl legten wegweisende Grundlagen für das Verständnis von solchen chemischen Prozessen, wofür die Vergabe des diesjährigen Nobelpreises hoch verdient war. Bereits 2001 und 2005 gab es die Nobelpreise für Chemie für das Gebiet der homogenen Katalyse, 2007 wurde nun das nicht minder wichtige Gebiet der heterogenen Katalyse ausgezeichnet.

Das Haber-Bosch Verfahren und dessen mechanistisches Verständnis - drei Nobelpreise und Meilensteine für die Menschheit

Gerhard Ertl, Professor emeritus für Physikalische Chemie am Fritz Haber Institut in Berlin, verschrieb sich der Aufklärung katalytischer Prozesse an Oberflächen, aufgrund der sehr schnell ablaufenden Teilreaktionen ein äußerst schwieriges Unterfangen. Als Studienobjekt wählte Prof. Ertl vor allem die von Haber und Bosch Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte und 1914 (Fritz Haber, Entdeckung) und 1931 (Carl Bosch und Friedrich Bergius, technische Umsetzung) jeweils mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnete Umsetzung von Stickstoff und Wasserstoff zu Ammoniak. Dieser chemische Prozess ist unerläßliche Grundlage für die Herstellung von Kunstdünger für die Agrarwirtschaft (Stickstoffeintrag), ohne den der Lebensmittelbedarf der Weltbevölkerung nicht zu decken wäre. Die Arbeiten von Prof. Ertl zeigten, dass die Spaltung des Stickstoffmoleküls N2 an Eisenoberflächen in einzelne Stickstoffatome den entscheidenden Schritt dieses Prozesses darstellen, was die Grundlage zur Entwicklung von effizienteren Katalysatoren legen könnte. Die heutigen Katalysatoren benötigen immer noch Reaktionstemperaturen von mehr als 400 °C und Gasdrücke von 300 Atmosphären, der Haber-Bosch Prozess verschlingt daher mehr als ein Prozent des Weltenenergieverbrauchs - hätten Sie das für möglich gehalten?

Doch die große Bedeutung der Arbeiten von Prof. Ertl besteht nicht nur in der mechanistischen Aufklärung industriell bedeutsamer chemischer Prozesse wie des Haber-Bosch Verfahrens, sondern ganz allgemein in der Entwicklung von Techniken zur Untersuchung von chemischen Reaktionen an Oberflächen.

Der Preisträger

Prof. Ertl studierte Physik an den Universitäten Paris, München (LMU) und Stuttgart, wo er 1961 das Diplom abschloss. Nach Promotion und Habilitation an der Technischen Universität München war er von 1968 bis 1973 an der Technischen Universität Hannover und von 1973 bis 1986 an der Ludwig Maximilian Universität in München Professor und leitender Direktor der jeweiligen Institute. Von 1986 bis 2004 war er Direktor der Abteilung für Physikalische Chemie des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, dem er bis heute als Professor emeritus angehört. Prof. Ertl wurde am 10. Oktober 1936 geboren, die Nachricht über den Gewinn des Nobelpreises der Chemie erreichte ihn also genau an seinem 71. Geburtstag.

 

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