Ewig jugendliches Aussehen durch eine glatte, faltenfreie Haut.: Antifaltencremes leisten nicht nur einen Beitrag zur Verwirklichung dieses Menschheitstraums, sondern schützen die Haut gegen UV-Strahlung und andere Umwelteinflüsse, die zu Hautschädigungen und im Extremfall zu Hautkrebs führen können.
Bei der Entwicklung neuer Jungbrunnen scheint die Kosmetikindustrie besonders erfinderisch zu sein, und in der Tat enthalten Hautcremes eine große Zahl von Substanzen, die das Herz eines Chemikers höher schlagen lassen. Hat man vielleicht das Gefühl, dass es sich hierbei nur um werbewirksame Allchemie handelt, sollte man sich vor Augen halten, dass an die Zulassung neuer Substanzen in Kosmetika hohe gesetzliche Anforderungen gestellt sind, die deren Unbedenklichkeit nachweisen müssen, insbesondere für nicht in der Natur vorkommenden Substanzen. Lassen Sie sich gleich an dieser Stelle versichern, dass es prinzipiell unerheblich ist, ob Substanzen natürlichen oder synthetischen Ursprungs sind, es kommt einzig und allein auf deren Wirkung und Reinheit an. Dass alle natürlichen Substanzen gut verträglich, alle synthetischen Substanzen dagegen schädlich sind, ist ein weit verbreiteter Mythos, der keiner Überprüfung Stand hält. Die Natur hat zwar in der Entdeckung besonders hautschonender Substanzen ihren Millionen Jahre währenden Vorsprung der Evolution ausspielen können, weshalb gerade für Kosmetika besonders häufig auf Naturstoffe als Grundlage zurückgegriffen wird, doch werden oftmals auch solch natürliche Substanzen in chemischen Laboratorien mit die Natur bei weitem übertreffenden Reinheit hergestellt.
Seit einiger Zeit preist die Werbung Aminopeptide als neuer Wunderwaffe in Antifaltencremes von Oil-of-Olaz™ an. Doch keiner weiß so recht, was es damit auf sich hat: So bezeichnen Webblogs die "angeblich neue Substanz" als "Scharlatanerie" oder "Bluff Word", und selbst Wissenschaftsredaktionen großer Magazine geben in Artikeln falsche Erklärungen zu dem Produkt an. Normalerweise ist die Kosmetikindustrie um kreative Namensschöpfungen nicht verlegen, dennoch hat man hier meines Erachtens den Fehler begannen, mit Aminopeptide einen pseudowissenschaftlichen Namen zu verwenden, mit dem chemisch Interessierte im Prinzip etwas anfangen können und dabei in die Irre geführt werden.
Was sind Peptide?Peptide sind die kleinen Schwestern der Proteine, beide Molekülklassen kommen vielfältig in unserem Körper vor und regeln dort lebenswichtige Funktionen. Peptide und Proteine sind Polymere aus den Aminosäuren, bis zu einer Länge von etwa 100 Aminosäuren spricht man von Peptiden, darüber hinausvon Proteinen. Aminosäuren haben eine Carbonsäure- und eine Aminogruppe, über die sie als Carbonsäureamide - die sogenannte Peptidbindung - zusammengesetzt werden. Somit hat jedes Peptid auch eine Carbonsäuregruppe und eben auch eine Aminogruppe an den jeweilgen Enden, und letzteres ließ die Vermuting laut werden, dass es sich bei Aminopeptiden nur um irgendwelche Peptide ohne spezielle Eigenschaften für die Hautpflege hätten.
Peptide sind nicht nur in ihrer Struktur, sondern auch in Ihren Eigenschaften ungemein vielfältig. Insulin ist z. B. ein Peptid, das den Zuckerhaushalt reguliert. Peptide sind die Grundlage für Spinnennetze, die eine höhere Zugfestigkeit als Stahl besitzen. In den heißen Schwefelquellen des amerikanischen Nationalparks Yellowstone fühlen sich Bakterien- so genannte Thermophile - selbst bei Temperaturen von 90 °C pudelwohl, da ihre Zellwände aus besonders hitzeresistenten Peptiden bestehen.
> > > Teil 2:_Aminopeptide - auf die Seitenkette kommt es an!
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