Die bislang vorgestellten Mittel zielten auf die Verlängerung des aktiven Zyklus von Haarfollikeln ab, konnten aber keine neuen Haare wachsen lassen. Der Wirkstoff Minoxidil ist anders: Ursprünglich als Blutdruck-senkendes Mittel (Loniten™) eingesetzt, stellte man als interessante Nebenwirkung fest, dass es das Haarwachstum stimuliert und sogar eine bereits eingesetzte Glatzenbildung am zentralen Teil des Skalps (kreisrunder Haarausfall) wieder rückgängig machen konnte. Unter dem Namen Regaine™ (Europa) und Rogaine™ (USA) wurde Minoxidil eines der erfolgreichsten Haarwuchsmittel.
Der Wirkmechanismus von Minoxidil ist bislang nicht vollständig verstanden. Aufgrund des in Minoxidil enthaltenen Strukturelements NO wird in verschiedenen Internetquellen spekuliert, dass das Molekül die gut bekannte Wirkung von Stickstoffmonoxid (NO), hier im Portal hinsichtlich der Wirkung von Viagra™ ausführlich besprochen, zur Erweiterung der Blutgefäße imitieren kann. In der Tat ist die Erweiterung der feinen Blutgefäße rund um die Haarwurzel nachgewiesen worden, allerdings nicht durch Minoxidil selbst, sondern durch Minoxidilsulfat, in das ersteres durch das Enzym Sulfotransferase umgewandelt wird. Weiterhin werden Kalium-abhängige ATP-Kanäle geöffnet, eine verbesserte Durchblutung und Versorgung mit Nährstoffen ist die Folge. Andere Faktoren müssen ebenfalls eine Rolle für die haarwachstumsfördernden Wirkung von Minoxidil spielen, deren Aufklärung Gegenstand aktueller Forschung ist.
Die besten Ergebnisse mit Minoxidil werden bei nicht zu startk fortgeschrittenem Haarausfall erzielt. Eine langfristige Anwendung der Substanz ist notwendig, bevor eine Wirkung sich einstellen kann. So kommt es oftmals zunächst sogar zu einem stärkeren Haarausfall, da für die Erneuerung der Haarfollikel nicht mehr aktive offenbar abgestossen werden. Darüber hinaus kann Minoxidil auch nach erfolgreichem Haarwuchs nicht abgesetzt werden, da sich sonst wieder der ursprüngliche Zustand einstellt. Obwohl Minoxidil nicht verschreibungspflichtig ist und über Apotheken in Deutschland bezogen werden kann, ist vor dessen Anwendung eine Beratung durch einen Arzt unbedingt zu empfehlen.
Auch wenn man den Zahn der Zeit nicht aufhalten kann, so gibt es gute Anhaltspunkte, das den äußeren Zeichen in Form von Haarausfall durch eine Reihe von Wirkstoffen entgegengewirkt werden kann. Insbesondere die frühzeitige, äußerliche Anwendung von Coffein oder Carnitin in Form von Shampoos oder Haartonika, bei der Nebenwirkungen nicht zu befürchten sind, scheint hier geeignet zu sein. Bei Haarausfall in fortgeschritteneren Stadium bieten die Wirkstoffe Minoxidil oder Finasterid gute Aussichten, doch sollte man deren Anwendung nur nach ärztlichem Rat beginnen. Der Erfolg aller hier vorgestellten Mittel wurde in wissenschaflichen Studien belegt und in referierten Fachjournalen veröffentlicht, was man von vielen anderen Wundermitteln, die gegen Haarausfall angepriesen werden, nicht behaupten kann.
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